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Pirsch auf Schwarzwild & Krähenjagd mit Lockschmiede.de

Jagdtagebuch, 01.11.2014

Waidmannsheil Jagd- und Naturfreunde,

gerade die Aas- und Rabenkrähe ist wohl eine der intelligentesten Tiere der heimischen Fauna. Sie zählt aber auch zu einem der erfolgreichsten Räuber in der Kulturlandschaft. So stehen neben Aas auch Stockenten-, Fasanenküken, Junghasen und Vogeleier auf dem Krähenspeiseplan. Gerade in Gebieten mit einer großen Rabenkrähendichte wirkt sich dies auf die Population des Niederwildes aus.
Übrigens meine ich dabei nicht die riesigen Schwärme von Saatkrähen und Dohlen, die man zu Tausenden auf Mülldeponien, Friedhöfen, Gewerbegebieten und Parks sehen kann. Sie sind allemal für Landwirte als Saatfresser und für Hausbesitzer aufgrund der Lärm- und Schmutzbelastung relevant. Aber das ist ein anderes Thema. Jäger sind dabei außen vor, denn die Saatkrähen, Dohlen und selbst die räuberischen Elstern dürfen in Norddeutschland nicht bejagt werden.

Saatkrähen und Dohlen

Zurück zur Aas- und Rabenkrähe…nach einigen Telefonaten und einer Besichtigung des Revieres konnte ich Nils Kradel von der Lockschmiede www.lockschmiede.de für eine Krähenjagd im heimischen Revier gewinnen. Für mich und dem Revierpächter eine Gelegenheit, die Handhabung und die Lockwirkung aus erster Hand gezeigt zu bekommen. Nils fertigt hochwertige Krähenlocker, Crow Calls. Die Locker erfreuen sich wachsender Beliebtheit und so viel kann ich nach der Krähenjagd sagen, nicht nur weil sie optisch ein Genuss sind.

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www.lockschmiede.de – Krähenlocker „Crow Call“

Um 5.45 Uhr, rechtzeitig vor der dem Sonnenaufgang, haben wir uns im Revier in der Nähe eines landwirtschaftlichen Silos verabredet. Nach der Begrüßung wurde die umfangreiche Ausrüstung (Tarnschirm, Lockkrähen, Krähenkarussell uvm.) zur Krähenjagd ausgeladen und aufgebaut. Gerade rechtzeitig vor dem Beginn der Dämmerung saßen wir im Tarnschirm unter einer Eiche. Anders als meine zwei Mitjäger war ich mit der Kamera ausgerüstet, um den Morgen zu dokumentieren. In der Enge des Schirmes wäre beides sicher auch nicht möglich gewesen.

Ungewöhnlich für den Ansitzjäger…man darf bei der Krähenjagd laut reden. Natürlich Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen, nur unterbrochen von regelmäßigen Lockkonzerten und dem obligatorischen, aufmerksamen Rundumblick.

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Wie ich finde, ist es ist ein toller, sonniger Morgen. Anfangs herrschte Bodennebel, der sich schnell auflöste. Die Erklärung von Nils Kradel holt mich aus der euphorischen Stimmung kurz heraus, „Keine guten Bedingungen. Das beste Wetter ist Nieselregen.“ Um gleich im Anschluss, die einleuchtende Erklärung zu geben, „Zuerst sehen die Krähen das Lockbild nicht, da der Nebel den Blick verhindert. Später beim klarem, sonnigem Wetter fliegen die Krähen zu hoch ein oder nutzen das gute Wetter, um entferntere Futterplätze aufzusuchen.“ Es ist wie es ist, umso erstaunter war ich, als die ersten Krähen ins Lockbild einfielen. Offensichtlich angelockt von dem dreifachen Spiel auf dem Lockschmiede – Krähenlocker „Crow Call“. Es gelingt einen schwarzen Gesellen zur dauerhaften Landung zu bewegen und die mitgeführte Deutsch-Drahthaar-Hündin apportiert. Und dank des tollen Wetters entstehen Videoaufnahmen, die sich sicher sehen lassen können.

Auch Rotmilan, Kolkrabe und ein Schwarzspecht kommen in Anblick. Der Morgen endet rechtzeitig nachdem noch eine zweite Krähe erlegt werden konnte. Im Anschluss zeigt mir Nils an einer anderen Revierstelle eindrucksvoll, wie er Krähen auf einer Flugroute „anspricht“. Diese ändern nach dem Lockruf die Flugrichtung. Es entstand fast eine Art Kommunikation zwischen Nils und den inzwischen vier Rabenkrähen, die hoch in der Luft über uns kreisten. Sicher ein Wort, dass Nils nicht gern hört, aber kurz entsteht bei mir der Eindruck, ich würde, frei nach dem Buchtitel von Nicholas Evans, neben einem „Krähenflüsterer“ stehen. Eine Fortsetzung dieser spannenden, aber anspruchsvollen Jagdform, natürlich dann bei „Krähenwetter“ ist geplant.

Lockschmiede

Ein Jäger, wie ich, hat anders als ein Berufsjäger noch berufliche und beide natürlich familiäre Verpflichtungen. Setzt man eine gleiche jagdliche Passion voraus, ist es sicher einfacher Berufsjäger zu sein. Trotzallem kann ich der jagdlichen Passion durch Zeitmanagment und dem fast ununterbrochenen Verständnis meiner Frau nachgehen.
Der nachmittägliche Einkaufsbummel war aber zugesagt. Hundemüde und immer versucht, mir das nicht anmerken zu lassen, ist auch diese Zeit schön und wichtig für das Familiengleichgewicht.

Aufmerksame Leser wissen, dass ich mit Vorliebe dem Schwarzwild nachstelle. Gerade ist Vollmondphase und eine Rotte besucht regelmäßig eine Kirrung. Auch aufgrund der „Neuen Zeit“ kenne ich die Rottenstruktur und die „Besuchszeiten“. Und zumindest in der letzten Mondphase hatte ich diese Rotte einmal im Anblick. Dass Technik jedoch das jagdliches Gefühl nicht ersetzen kann, musste ich später am Abend feststellen.

Die Entscheidungsphase, ob ich zum Ansitz fahre oder den Abend bei einem Glas Rotwein und einer Film ausklingen lassen, dauerte bis Viertel nach sieben. Dann überzeugt mich der Blick in den vom Mondlicht erhellten Himmel.
In der Nähe einer Koppel, die bereits durch Wühlschäden geplagt ist, stelle ich mein Auto ab. Leise, aber wirklich leise und langsam machte ich mich fertig. Mit nur leichtem Gepäck (Büchse, Zielstock, wärmende Decke) mache ich mich auf dem Weg zur Kanzel in der Nähe einer Kirrung. Einhundert Meter davor, wechselt mein Ruhemodus und den von Adrenalin geschüttelten Run or Fight-Modus. Die Sauen waren schon da? In der Nacht ein beeindruckender Lärm, wenn das Schwarzwild im Gebräch steht, also frisst. Ein lautes Knacken, Quieken, Klagen, Schmatzen und Grunzen. Komplett überrascht, sammle ich meine Gedanken und entscheide die Rotte gegen den Wind anzugehen. Um jedoch Blick auf die Kirrung zu bekommen, muss ich dazu ein kleines Wäldchen umschlagen, sodass der Abstand  zum Schwarzwild keine 25 Meter beträgt. Das Gewusel ist laut zu hören und das Gefühl, dass ich gleich über ein Stück Schwarzwild stolpere, läßt erst nach dem gelungenen Umschlagen nach. Mit Hilfe des Zielstocks warte ich im Anschlag, dass ein Stück passend und gegen den Wind aus dem dunklen Dickicht aufs helle Vorfeld tritt…zwanzig Minuten regungslos und aufs Äußerste gespannt.

Schwarzwild an der Kirrung

Die Ernüchterung folgt. Die Rotte zieht gemächlich mit dem Wind in die andere Richtung. Kein Warnruf, Blasen, war zu hören. Und das war es auch. Nach zwei weiteren Stunden fuhr ich nach Hause. Trotz fehlender Beute glücklich, aber nicht zufrieden. Aber heute Abend wird’s was geben…hoffentlich.

In diesem Sinne. Gruß und Waidmannsheil
Euer Dreispross

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