reispross besucht wieder den Jagdfux in der Rhön. Neue Technik ansehen und natürlich auf Sauen…
Jagdtagebuch, 17.04.2016,
Bereits am späten Freitagabend hatte ich Jagderfolg. Das Bild habe ich absichtlich nicht mit kurzem Text posten wollen, da ich Euch dazu die Geschichte erzählen muss.
„Der Teufel trägt Prada“ hieß der Film, den ich am Donnerstagabend mit meiner Frau ansah. Alles sah nach einem gemütlichen Couchabend aus, bis mein Telefon klingelte. Ein Jagdfreund war am Telefon, dessen Revier ganz in der Nähe war und schon an der Stimme merkte ich, dass er es ernst meinte.
„Andreas, Du musst kommen. Ich habe eine Rotte Sauen vor mir im Rapsfeld stehen und kann sie nicht angehen.“. Er sprach dabei leise, flüsterte fast.
Ein kurzer „Dackelblick“ zu meiner Frau und ab ging die Post. Das Adrenalin-Karussell kam schon vor dem Eintreffen im Revier in Fahrt, als ein wirklicher Schwarzwildbrocken in langer Flucht vor mir die Straße überfiel. Vollbremsung, tief einatmen, „Schwein gehabt“ und weiter geht’s.
Angekommen, dirigiert mich der Jagdfreund mit dem Telefon geschickt in den richtigen Revierteil und weist mich ins Gelände ein. Kurz erzählt pirsche ich mit Zielstock genau in Richtung der gemeldeten Rotte einen Feldrand hoch, der zwischen dem Rapsfeld und einem Knick verläuft und gerade mal sechs Meter breit ist.
Dicke Socken in offenen Schnürstiefeln hatte ich an, um bei Bedarf sockfuß weiter zu pirschen. Aber dazu kam es gar nicht. Nachdem ich wieder kurz zusammenfuhr, weil eine Taube genau auf Ohrmuschelhöhe im Knick geräuschvoll los flog, schaute ich mit dem Glas nach vorn und sehe wie bereits die sehr große Bache das Rapsfeld verlässt und auf dem Feldrandstreifen steht.
Dreibein ausklappen, Gehörschutz auf, Büchse leise auflegen und schon stand die Bache im Absehen der Schmidt & Bender Optik scheibenbreit.
Dann folgten fünf oder sechs Überläufer. Zeichneten sich die Konturen der Bache noch gut ab, hatte ich hier keine Chance. Wirklich keine Chance. Ich versuchte näher zu kommen, aber die Möglichkeit ergab sich auch in den nächsten Minuten, die wie Stunden wirkten, nicht. Die Rotte durchquerte geräuschvoll den Knick und zog parallel zum Knick in die Richtung, von der ich gekommen war.
Also Füsse in die Hand und möglichst leise zurückgepirscht. Ich hatte zuvor eine breite, ausgewaschene Fahrspur am Knickende gesehen, der Untergrund mit leichtem, sehr hellem Sand versprach eine bessere Chance. Aber die Rotte tat mir den Gefallen nicht, sondern lief im großen Bogen vorbei.
Und es war trotzdem ein unfassbares Erlebnis, dass mir das Adrenalin aus den Ohren quellen ließ. Auch der Jagdfreund, der mich anrief, sah es ähnlich. Mit Beute wäre es natürlich mein Jagderlebnis des Jahres geworden.
Das holte ich jedoch am Folgeabend nach. Ich saß rechtzeitig auf der Kanzel, auf der Tags zuvor der Anrufer saß. Bereits beim Angehen sprang eine Ricke mit zwei Kitzen vom Vorjahr ab, später lief noch ein Damspießer bis unter den Hochsitz. Dann sprang er im Wind ab und gab das typische Bild ab, was ihnen früher den Namen Damzicken einbrachte. Eine hüpfende, ziegenartige Fortbewegung bei mäßiger schneller Gangart, bei der alle vier Läufe zugleich in die Höhe schnellen.
Die Dämmerung hatte eingesetzt, aber die Videoaufnahmen müssten noch gelungen sein, dachte ich, als ein Quieken und Knacken Sauen angekündigte. Tatsächlich konnte ich in einer Entfernung von 30 Metern vier Überläufer, dann eine Bache mit weiteren 3 Überläufern und dann weitere Überläufer sehen, die ich nicht mehr genau zählen konnte. Ich denke, dass es mindestens fünf waren, also insgesamt mindestens dreizehn Sauen.
Die große, runde Bache war tiefschwarz und wog sicher mehr als 80 Kilogramm. Offensichtlich hatte sie noch nicht gefrischt. Insgesamt ein Anblick, der sicher jeden Sauenjäger jubeln lässt. Nur befand sich die Sauencorona auf der anderen Knickseite im benachbarten Jagdrevier in dreizig, vielleicht vierzig Metern Entfernung. Zum Greifen nah und doch so weit weg.
Also begann ich mit dem Ansprechen und wartete auf die mögliche Chance, sobald die Rotte durch den Knick kommen würde. Und sie tat mir den Gefallen, sodass ich mit einem sehr guten Schuss einen Überläufer mit vierzig Kilogramm strecken konnte.
Der Knall und dann folgt meist die Ruhe. Ruhe, die man so selten im Alltag findet. Nur heute schrieb mich der reviereigene Jungjäger sofort per WhatsUp an. Gefühlt eine Sekunden nach dem Schuss. Ich brauche das nicht und er wird es auch nicht brauchen. Der Schütze braucht die Zeit danach, um sich zu fangen, die Umgebung zu verhören, die Situation nochmal durchzugehen…ich brauche die Zeit.
Einer der Jäger, der auch saß hatte den Kugelschlag gehört, wie er später berichtete. Ich sah nach dem Schuss die dicke Bache weglaufen und hörte am Anschuss ein Stück schlegeln. Ein gutes Zeichen und doch wartete ich auf das Eintreffen der Mitjäger, um dann gemeinsam zum Stück zu gehen. Auch weil ich es an der dortigen Feldkante nicht liegen sehen konnte.
Geteilte Freude ist doch größere Freude und beim gemeinsamen Bergen tauschten wir uns über die Erlebnisse aus. Jagd ist und bleibt oft Teamarbeit. Ehrlich brauchte ich an diesem Tag auch die Hilfe. Die 40 Kilogramm, die der Überläufer wog, wurden richtig schwer. Vor der Jagd ein Kardiotraining im Fitnessstudio ist keine gute Idee ;-). Schön war es, als nach dem Bergen das Brennen in den Waden nachließ.
Jagd bringt Freude und Freunde. In diesem Sinne…
Gruß & Waidmannsheil
Euer Dreispross
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