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Mein Beginn der Bockjagd – Sicher keine Erfolgsgeschichte

Ein Nichtjäger hat mich mal gefragt, was das für ein Gefühl sei, wenn ich ein Wildtier, eine lebende Kreatur, töte.

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Ich sagte damals: Kein Allmachtgefühl, sondern die Freude darüber, dass der Schuss im Leben saß, ohne einen Fehler zu machen, der das Tier unnötig leiden ließ. Zufriedenheit über ein erfolgreiches Tagwerk, wobei die Tötung ein Mittel zu Zweck ist (Erlangung vom köstlichen Wildbrets), nicht mehr und nicht weniger. Und da ich kein eigenes Jagdrevier habe, natürlich auch die Beruhigung nicht durch einen Fehler die verantwortlichen Pächter belastet zu haben.

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Das klappt aber leider nicht immer. Am 1. Mai, dem Aufgang der Bockjagd, verfehlte ich einen Rehbock und traf stattdessen einen Ast. Das Erlebnis des Morgens mit all seinen grandiosen Lichtspielen, Geräuschen und abwechselnden Kreaturen war damit getrübt.

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Ganz nach Murphys Law, „Whatever can go wrong will go wrong.“ ging es heute, am 3.Maitag, in den frühen Morgenstunden weiter. Ich und Mitjäger bewachen seit einiger Zeit einen schadgeplagten Rübenacker, der im Vorjahr mit Mais bestellt war. Der Rübenacker wird von einem Burschen regelmäßig aufgesucht und er leistet ganze Arbeit. Neben den deutlich sichtbaren Spuren seines Nachtwerks hatte ich ihn erst einmal vor, ohne jedoch eine Möglichkeit zu einem guten Schuss zu haben.

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Heute Morgen gegen 2 Uhr trafen sich dann wieder unsere Wege. Er betrat den vom Vollmond hellerleuchteten Sandacker. Ich machte mich bereit für den Schuss, der die Ackerruhe zumindest für eine Weile wieder herstellen würde. In der Annahme alles richtig zu machen (Ansprache, Entfernung, Auflage, Warten auf die günstigste Gelegenheit, Abzugskontrolle), schoss die Kugel in Richtung des Schulterblattes.

Das Mündungsfeuer blendete kurz und beim anschließenden Abglasen lag auf dem hell erleuchtenden Acker kein Stück. Bei der Anschusskontrolle fand ich mit Hilfe des Jagdherrn dann Eingriffe und minimalen dunkelroten Schweiß, der nichts Gutes bedeutete. Zeit für einen Profi!

Zum Glück erreichte ich ein anerkanntes Nachsuchengespann und wir verabredeten uns zur Nachsuche um 6 Uhr. Kein Schlaf war möglich, wenn die Gedanken im Kopf einen Sturm verursachen? Nein, sicher nicht.

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Und da Murphys Gesetz immer noch galt, lag das Stück nicht im angrenzenden Knick, auch nicht im angrenzenden Rapsfeld und auch nicht im Forst. Der Nachsuchenführer brach die ausgiebige Suche ab, bei der vereinzelt stecknadelkopfgroße Schweißtropfen bestätigt wurden. Da beruhigte nur die Einschätzung des Rüdemanns, dass die Sau den Treffer ausheilen werde. Sie sei agil und der Treffersitz wurde von ihm im Wildbret des Vorderlaufes (Muskelfleisch Vorderbeine) ohne Knochentreffer bestimmt.

Der Nichtjäger hätte mich damals fragen sollen, was es für ein Gefühl ist, wenn man eine lebende Kreatur krank geschossen hat. Es ist ein Miserables, ein Gefühl der Schuld!

Euer Dreispross


Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Wie immer super Blogeintrag!
    So,oder ähnliche Situation kennt wohl fast jeder von uns….Ich hatte zumindest das Glück nach einer schlaflosen Nacht das Stück (auch Laufschuss) mit dem Nachsuchenführer noch zu bekommen.
    Kann deine Gefühlswelt absolut verstehen. Denke aber das zeigt, daß wir Heger und Pfleger und wirkliche Waidmänner sind….Sonst würde einen das nicht berühren.
    Mach weiter mit den ehrlichen und spannenden Alltagsberichten, auch bei YouTube!!!

    Gruß und Waidmannsheil
    Pelle

    1. Vielen Dank Pelle. Das jagdliche Leben geht weiter ;-). Ich denke im Mai wird es noch ein Video geben. Gruß und WH

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