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„Jagderfolg auf Socken und Bluejeans“

Jagdtagebuch, 21.März 2014

Jäger befinden sich nicht nur einmal im Spannungsfeld zwischen Passion, Verpflichtung und dem Alltag, den es neben der Jagdausübung gibt.
Im Revier meines Jagdfreundes gibt es ein Weizenfeld, das in den letzten Mondphasen über die Gebühr geschädigt wurde. In Jagdpachtverträgen ist es dann meist so geregelt, dass der Jäger den Schaden aus seinem Geldbeutel begleichen muss. Dabei geht es schnell um mehrere Tausend Euro. Letzlich kann auch das beste Verhältnis zum Landwirt nichts daran ändern, dass es bei übermäßigen Schäden zu einer amtlichen Meldung kommt, an deren Ende eine Rechnung zu begleichen ist.

Wühlschäden durch Wildschweine auf einem Weizenfeld
Wühlschäden durch Wildschweine auf einem Weizenfeld

Da hilft es meist auch nicht, dass der Jäger sich bemüht. Oft stellt erst der Jagderfolg alle Seiten glücklich. So wurden die letzten drei Mondphasen auf die nachtaktiven Wildschweine gewaidwerkt. Abfährten, Ansitzen, Abfährten, Ansitzen und so weiter. Das der Anblick keine Garantie ist, zeigten mehrere Begebenheiten, bei der die Leitbache ihre Rotte auch durch erlerntes Verhalten einer Schußmöglichkeit entzog. Es muss eben alles passen. So wie in der letzten Nacht… .

In Schichten bewachten wir auch in dieser Mondphase die Schadflächen. Das Schwarzwild suchte offenbar die Flächen auf, um die von ihnen so geliebten Engerlinge zu finden.
So hieß es heute nach Mitternacht für „eine Stunde“ an der Schadfläche anzusitzen. Um nicht zu spät zu kommen, fuhr ich direkt nach der Arbeit am Morgen gegen ein Uhr ins Revier. In Bluejeans, Shirt und Fleecejacke. Für die „helle“ Tarnung sollte im Fall der Fälle eine leichte Tarnjacke dienen. Mit 15 Grad war es ungewöhnlich, aber angenehm, warm.
Ab halb zwei vernahm ich immer wieder aufgeregte Rufe des Käuzchen im Forst, unterbrochen von ein- oder mehrmaligen Warnrufen der Rehe, dem Schrecken. Das konnte nur anlaufendes Schwarzwild bedeuten und um so aufmerksamer wurde ich.
Offenbar hatte die Rotte die Schadfläche im Forst umschlagen, um gegen den Wind auf die Freifläche zu treten.

Viel zu weit weg und bei diffusem Licht des abnehmende Mondes konnte ich sie um zwei Uhr auf dem angrenzenden Grasland im Glas sehen. Es gab nur eine Entscheidung. Ich muss näher ran! So ging ich in Bluejeans und einer hellen Tarnjacke die Rotte an. Wildschweinfieber…der Puls geht und Adrenalin wird ausgeschüttet. Man merkt, wie sich alle Sinne spannen. Jedes Geräusch galt es zu vermeiden und so zog ich auf den letzten 200 Metern die Schuhe aus und es ging auf Socken in Burlingtonmuster weiter.
Wie weit kann ich noch ran? Wieviele Stücke sind es? Wo sind sie? Ziehen sie weiter? Viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Nur an den Schaden im Weizen dachte ich nicht.
So jetzt bin ich nah genug, dachte ich, und legte mich in circa 100 Metern Entfernung ins Gras. Mein Doppelglas diente als Auflage. Ein Ratschlag eines Jagdfreundes, der schon einmal funktionierte. Nochmal umsehen. Gut, die Rotte brach noch im Grünland. Drei Schweine kann ich sehen. Ganz rechts steht das kleinste Stück frei. Abzug.

Ruhig ist es. Ich merke wie mein rechte Hand zittert und ein leichter Schauer durch meinen Körper zieht. Der erste Schuß aus der neuen Büchse Mauser M 12 Extreme, Kaliber 30.06, von der Büchsenmacherei Sebastian Hildebrand ist raus. Das kleinste Stück lag und damit fiel nicht nur mir eine Last ab. Ein „Brustlöser“ nicht nur für die Jäger, die die geschädigten Fläche stundenlang „bewachten“.

Waidmannsheil. Euer Dreispross

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