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Jagd am Ende der Welt – zu Besuch bei den Reilmann-Brüdern

Jagdtagebuch, 02./03.Juli 2016

Hallo Jagd- und Naturfreunde,

Paul und Gerold Reilmann sind so wie ich Jäger und bloggen ihre Erlebnisse im Netz. Lange war ein Treffen geplant, was nun am Wochenende endlich stattgefunden hat. Viele von Euch kennen die Reilmann-Brüder sicher als die Wilddiebe von einem Jagd-Magazin sowie vom gleichnamigen YouTube-Kanal. Ihre Videos und Blogeinträge versprechen immer reichlich Anblick und „fette“ Beute, was im Netz zuweilen kontrovers diskutiert wird.

Paul Reilmann, Dreispross & Gerold Reilmann. Die Schaufel sorgt bei mir für eine schmerzhafte Erinnerung. Dazu aber später mehr.
Paul Reilmann, Dreispross & Gerold Reilmann. Die Schaufel sorgt bei mir für eine schmerzhafte Erinnerung.

Ich mache mir immer ein eigenes Bild und so freute ich mich über Paul´s Einladung, pünktlich zum Aufgang der Jagd auf Damschmaltiere und –spießer in Mecklenburg-Vorpommern. Und genau dort befindet sich das Revier der Familie Reilmann. Kurz vor der Insel Usedom und direkt an der polnischen Grenze. Ein strukturarmes Land mit weiten Feldern, viel Wind, Sonne und einem Reichtum an Natur.

Mehrere hundert Hektar Eigenjagd, die der Vater Friedrich vor fast 27 Jahren erworben hat. Er ist es wohl auch, der seinen jüngsten Kindern seine jagdliche Passion und Anschauung von Kindesbeinen an vermittelt hat. Der gebürtige Westfale ist Anfang Sechzig und erzählt gern von seinem Leben. Beim Zuhören muss ich ob seines trockenen Humors und den zweideutigen Sätzen an Viccy von Bülow, alias Loriot denken. Eben nicht oberflächlich, sondern mit einem verschmitzten Lächeln Dinge tiefgründig und hinterfragend darstellen. Er erzählt mir von zahmen Reilmann-Dachsen, der Westfalenzucht, den ausgesetzten Wanderfalken zu Zeiten von DDT und von seinen Jungs.




Stolz berichtet er, dass sie schon im Vorschulalter mit ihren Schlafsäcken auf dem Kanzelboden schliefen, während er erfolgreich auf Sauen ansaß. Seine Augen fangen an zu glänzen und die seiner Söhne auch. Gerold ist mit 18 Jahren der jüngste Familienspross und versucht sich im Moment am Abitur, sein 21jähriger Bruder Paul studiert Agrarwissenschaften an der Uni Rostock.

Nachdem ich bei den Reilmanns am Samstagnachmittag ankomme, geht es auch direkt los, in das 40 Minuten entfernte Revier. „Eine lange Anfahrt.“, sage ich zu Paul und er antwortet, „Das hat auch seine Vorteile. Wir betreiben im Revier die Intervalljagd und so halten wir Jagdruhe, um das Schalenwild nicht unnötig zu beunruhigen. Wir versuchen den sehr guten Bestand der Standwildarten Dam-, Schwarz-, Rot- und Rehwild an wenigen Tagen effektiv und angepasst zu bejagen. Also nicht jeden Tag im Revier sein, sondern punktuell zu den jeweiligen Jagdzeiten Strecke machen.“.

Im Revier angekommen, erlebe ich mit meinem Jagdführer Paul eine spannende und erfolgreiche Pirsch und ein Jagdkonzept, dass aufzugehen scheint…

Heute spielt Deutschland gegen Italien bei der EM...Paul trägt bei der Pirsch die Armbinde, weiße Adidasturnschuhe und ein orangefarbenes Basecap...
Heute spielt Deutschland gegen Italien bei der EM…Paul trägt bei der Pirsch die Armbinde, weiße Adidasturnschuhe und ein orangefarbenes Basecap…
Wir starten mit einer Revierrunde und dann pirschen wir zum "Ende der Welt". So nennen die Reilmänner einen Revierteil.
Wir starten mit einer Revierrunde und dann pirschen wir zum „Ende der Welt“. So nennen die Reilmänner einen Revierteil.
Im Waldrevier gibt es nur wenige Freiflächen, auf denen Wildäcker angelegt sind. Sie ziehen das Wild aus dem Wald. Ganzjährig kann das Schalenwild hier Äsung aufnehmen. Nur ein Faktor zur Verhinderung von Schäl- und Verbissschäden im Wald, erklärt mir Paul. Bereits beim Pirschen sehen wir ein Damalttier mit den vor wenigen Tagen gesetztem Kalb.
Im Waldrevier gibt es nur wenige Freiflächen, auf denen Wildäcker angelegt sind. Sie ziehen das Wild aus dem Wald. Ganzjährig kann das Schalenwild hier Äsung aufnehmen. Nur ein Faktor zur Verhinderung von Schäl- und Verbissschäden im Wald, erklärt mir Paul. Bereits bei der Revierrunde mit dem Jagdauto sehen wir ein Rotalttier, mehrere Stücken Reh- und Damwild, eine Schnepfe und Feldhasen. Beim Pirschen entdecken wir dicht am Waldweg ein Damalttier mit den vor wenigen Tagen gesetztem Kalb.
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Vor dem Pirschen lade ich meine Waffe und stelle das Leuchtabsehen ein. Möglichst leise, denn der Wald hat überall seine Ohren.




Das Prüfen der Windrichtung ist auch wichtig.
Das Prüfen der Windrichtung ist auch wichtig.
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Dabei ist es gar nicht so einfach das Damwild im Grünen auszumachen.
Aber Paul weiß was er tut und führt uns auf eine Waldlichtung. Dort sehen wir vier Seeadler, die versetzt von den Kiefernwarten abflogen. Fasziniert von dem Anblick hätten wir das Damwildrudel fast übersehen. Kahlwild mit passenden Schmaltieren. Nachdem Paul mich hervorragend führt, erlege ich ein Schmaltier. Das erste Stück Damwild und ich hatte lange nicht solch ein derartiges Jagdfieber.
Aber Paul weiß was er tut und führt uns auf eine Waldlichtung. Dort sehen wir vier Seeadler, die versetzt von den Kiefernwarten abfliegen. Fasziniert von dem Anblick hätten wir das Damwildrudel fast übersehen. Kahlwild mit passenden Schmaltieren. Nachdem Paul mich hervorragend führt, erlege ich ein Schmaltier. Das erste Stück Damwild liegt und ich hatte lange nicht solch ein Jagdfieber.
Zum Abendansitz folgen dann jagende Freunde von Paul und Gerold und Reilmann senior. Sie versorgen uns auch mit einem Abendbrot.
Zum abendlichen Gruppenansitz folgen dann jagende Freunde von Paul, Gerold und Reilmann senior. Sie versorgen uns auch mit einem Abendbrot.

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Ein Abendansitz mit reichlich Anblick, einem kurzem Schauer und einem darauf folgendem Naturschauspiel...hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.
Ein Abendansitz mit reichlich Anblick, einem kurzem Schauer und einem darauf folgendem Naturschauspiel…hier bin ich Mensch, hier darf ich sein. Kurz vor dem Abbaumen gelingt es Paul noch einen Dachs zu erlegen. Waidmannsheil.

Dann fährt die gesamte Jagdgesellschaft rechtzeitig zurück und erlebt die letzten Minuten des Elfmeterschießens, einem Fußballkrimi mit dem italienischen und deutschen Hauptakteuren. Das Fußballergebnis rundet dann für uns alle den gelungenen Jagdtag ab. Deutschland ist eine Runde weiter und wir freuen uns auf den nächsten Tag.

Der beginnt nicht zu früh und ich gehe durch das noch stumme Haus und lasse die Eindrücke auf mich wirken. Die Dorfhähne, die um die Wette schreien. Das Geräusch der Aquariumpumpe und der Skalar, der seine Runden dreht. Die Stare, die sich am Kirschenbaum bedienen und die angemessene Anzahl von Trophäen, die verteilt im Haus an den Wänden hängen und zu denen jeder Reilmann sicher eine Geschichte erzählen kann.

Bevor gemeinsam das Frühstück zubereitet wird, stehe ich im Badezimmer und denke über einige Kommentare im Netz nach. Über Kommentare mit Moralvorschrift und Richterspruch; ausgedacht in wenigen Sekunden und abgeleitet von einem Eindruck aus einem Fünfminuten Video.

Ich mache mir gern ein eigenes Bild und sicher hat nicht jeder die Möglichkeit mal das Reilmannsche Nest zu besuchen. Deshalb meine persönliche Einschätzung. Friedrich, Paul und Gerold Reilmann haben ihr jagdliches Herz am richtigen Fleck. Der Begriff Wilddiebe passt insofern nicht, denn sie jagen erfolgreich und mit beachtlichen Strecken unter anderem im eigenen Hochwildrevier, dass dies eben möglich macht und auch hergibt. Das aber auch so nachhaltig von den Reilmännern über Jahre gestaltet wurde und wird. Das Alter der Reilmannbrüder spielt dabei keine Geige, denn sie haben in ihrem kurzem Leben schon jagdlich mehr gesehen und erlebt, als viele unserer Mitjägerinnen und -jäger je erleben werden.

Und die vielen Zeilen sagen leider noch so wenig aus. Es braucht dafür bewegte Bilder und wenn Jagdblogger/- filmer zusammentreffen, kann man diese auch erwarten. Also seid gespannt.

In diesem Sinne

Gruß & Waidmannsheil

Euer Dreispross

Hier gehts zur Serie auf YouTube: „Jagd am Ende der Welt – Zu Besuch bei den Wilddieben“ http://jaegeralltag.de/jagd-am-ende-der-welt-zu-besuch-bei-den-wilddieben/

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ich finde deinen Bericht sehr aufrichtig und anrührend, denn wer kennt die beiden Brüder nicht aus dem Internet… Freilich spricht aus den Kommentaren mancher Waidgenossen zu den Videos der Reilmanns (und vieler anderer) der pure Jagdneid und leider ist Jagd nun einmal nicht „gerecht“ verteilt, so wie andere Dinge im Leben ja auch nicht. Für viele Jäger/innen ist es sehr schwer, überhaupt eine Jagdgelegenheit zu finden, wo sie akzeptiert werden und nicht völlig eingeschränkt sind – geschweige denn, mit solchen Wildständen wie in Ostdeutschland oder gar mit der Chance, selbst starke und seltene Trophäen zu erlegen. Das rechtfertigt natürlich keine „Hasskommentare“, sie sind aber dahingehend ein Ausdruck von jagdlichem Frust und die Ursache so mancher Angriffe auf die Reilmanns (und andere). Natürlich könnte man sich die Frage stellen, ob Menschen, die in so jungen Jahren schon Alles haben, das man ansonsten in einem ganzen Jägerleben vielleicht erreicht, wenn es gut läuft, ihr Glück „verdient“ haben und ob sie es wirklich wertschätzen können? Ich selbst kenne viele , die nie diese langen und beschwerlichen Wege der Jagd kennengelernt haben und es nicht können. Doch solange man die Menschen dahinter nicht persönlich kennenlernt, denn darauf kommt es an, sind das bloß Spekulationen, nicht aber die Wahrheit und deswegen sollten Kommentare und Angriffe einfach unterbleiben. Waidmannsheil!

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