Waidmannsheil. Heute stellen Euch der Jagdfux und Dreispross als eine der Ersten diese beiden Multispektral-…
„Gleich geht es los“, schrieb ich am Freitag über Facebook. Drei Tage Jagd beim einem Freund in Ostvorpommern. Schon seit drei Jahren fahren wir regelmäßig zusammen in die vorpommersche Landschaft. Die Weite und Ruhe sind beeindruckend. Das Jagdrevier liegt in der Nähe von Usedom, eine durch den Peenestrom und das Stettiner Haff vom Festland getrennte Insel in der Pommerschen Bucht der Ostsee. Die Gegend ist wildreich.
Meist fahren wir an Christi Himmelfahrt. Der Raps steht dann in voller Blüte und die Natur hat sich bereits von den Anstrengungen des Winters erholt. Der Reiz im Oktober sind die abgeernteten Felder, also mehr Sicht, und die Vollmondphase, die eine Nachtjagd auf Schwarzwild zulässt. Dazu kommt noch unser dänischer Jagdfreund, der uns begleitet und den Willen hat, ein Wildschwein zu erlegen. In Dänemark scheint es nicht viel Schwarzwild zu geben. Auch ist die Jagd während der Nacht dort untersagt.
Jäger jagen nach den Vorgaben der Natur! Dazu gehört natürlich das Wetter. Ein Ausdruck des Wetters und der Mondhelligkeit am Peenestrom gehört also ebenso zur Vorbereitung. Verlässliche Informationsquellen sind dabei wetter.msn.com und lunalink.de.
Die Nächte sollen kalt werden. Um die 4 Grad.
Ich friere nicht so leicht, aber ein Ansitz mit kalten Füssen macht keinen Spass. Seit einiger Zeit benutze ich Fußwärmer von „The heat company“. Es sind Klebepads, die einmalig verwendbar sind und unter die Innensohle des Jagdstiefels geklebt werden. Der Rucksack war schnell gepackt. So kann es losgehen. Voller Vorfreude schlafen ich dann auch erst nach Mitternacht ein.
Endlich um die Mittagsstunde werde ich abgeholt und dann geht es drei Stunden schnurgerade über die Autobahn A20 in Richtung Osten. Zunehmend werden die Felder größer und links und rechts der Autobahn sehen wir ein Vielzahl von Rehen, ässend oder liegend auf den Brach- oder Rapsflächen. Sie schließen sich nun langsam wieder zu Gruppen, Sprüngen, zusammen, um den Winter gemeinsam zu verbringen.
Die Energiewende verwandelt hier zunehmend das Landschaftsbild. Auffallend viele Windkraftanlagen stehen an der Autobahn, so zählen wir 23! Windräder in Höhe einer Autobahnabfahrt. Sie sind beeindruckend hoch und gefallen mir aber nur im Vergleich zu einem Kernkraftmeiler oder einem rauchenden Schornstein.
Wir sind da. Schnell die Sachen aus dem Auto räumen und ab ins Revier. Die Vorbereitung ist bei der Schwarzwildjagd alles. Dazu gehören das Kirren, das Abfährten und das geduldige Ansitzen.
Punkt 1, das Kirren, wurde regelmäßig erledigt. So finden wir auch beim Punkt 2, dem Abfährten, frische und alte Wildschweinfährten, und der Buchenholzteer am Malbaum ist abgerieben.
Überraschend hat das Schwarzwild in der Nacht zuvor auf eine Wiese gewühlt. Der Jäger sagt dazu „gebrochen“. Warum machen sie das?, fragt der Däne. Dort befindet sich ein Wassergraben, der vor Kurzem ausgebaggert wurde. Nun finden sich am Grabenrand, im Baggergut, ein Vielzahl von Würmern und Schnecken. Das lieben die Wildschweine, die neben den Eicheln jetzt auch mal eine kleinen Wurm verzehren wollen. Das Fährtenbild verrät, dass es eine Rotte war. Also eine Bache, Überläufer (einjährige Wildschweine) sowie Frischlinge.
Punkt 3, das geduldige Ansitzen, begann um 21.30 Uhr. Dann kurz vor dem Ansitzende zerreisst ein Schuß die Stille der nebeligen, klirrend kalten Vollmondnacht. Dank Handy und Whatsup stellt sich heraus, dass der Däne auf ein Wildschwein geschossen hat. Er ist sich nicht sicher, ob das „Schwein liegt“. Als packen wir schnell zusammen und begeben uns zu ihm. Wichtig, er verlässt erst den Stand, wenn wir da sind. So kann er feststellen, ob bei unserem Eintreffen Wild flüchtet. Dann wird vorsichtig die Stelle, wo das Wildschwein beschossen wurde (Anschuß), untersucht. Der 24 Kilogramm schwere Frischling liegt jedoch am Anschuß. Der Schuß hat ihn sofort verenden lassen.
Das erste Waidmannsheil am ersten Abend. Der Däne hört auf „zu zittern“ und nimmt erstaunt den Erlegerbruch in die Hand. Diese Tradition kennen wir nicht in Dänemark, sagt er. Im Jagdquartier angekommen, sitzen wir noch lang und der Däne berichtet von seinem Jagderlebnis mit Reh, Dachs und Wildschwein.
Am nächsten Tag folgen neben Punkt 1 der erfolgreichen Schwarzwildjagd, einige Revierarbeiten (Reparatur eines Hochsitzes, Wandbrett fehlt) und die Beobachtungen des Wildes. Während der Revierfahrt und eines Nachmittagsansitzes gelingt es dann noch zwei Rehe zu erlegen. Ein schwerlaufkrankes Reh bekommen wir dabei nur einmal zu Gesicht. Ein Möglichkeit, das Tier zu erlösen, ergab sich nicht. Auf der Rückfahrt in die „Jagdhütte“ sehe ich das erste Mal einen Schwarm des in der Kulturlandschaft selten gewordenen Großen Brachvogels.
Die Rübenernte steht an. In einem Telefonat mit dem Landwirt wird die Befürchtung war. Die Rübenroder fahren los. Im Schichtbetrieb werden die Rüben rund um die Uhr geernet. Sie müssen eben auch das gute Wetter ausnutzen. In ihrer Nähe wird es jedoch laut, so wird dort kein Schwarzwild kommen.
Zusammen mit der ungünstigen Windrichtung sind die Ansitzalternativen so…naja. Der Däne hört als Einziger das Schmatzen und die Kontaktlaute von Wildschweine, bis zum Ansitzende bekommt jedoch auch er kein Stück Schwarzwild zu Gesicht. So ist die Jagd.
Am Sonntagmittag geht es zurück. Müde und erschöpft von dem so anderen Tages- und Nachtablauf eines berufstätigen Familienvaters.
So war dann auch mein Facebook-Post, „Bin gerade zurück…leider als „Schneider“. Gemeinschaftsstrecke: ein Frischling, zwei Rickenkitze und ein dänischer Jäger, der jetzt deutsche Bruchzeichen kennt. Die vorpommersche Landschaft, die gemeinschaftliche Jagd mit Freunden, das gute Essen und vorallem ein komplett „alternativer“ Tagesablauf waren mal wieder schön.“
In einem Film werde ich die Eindrücke zusammenstellen, von meiner „Jagd in Vorpommern 2013“.
Bis dahin. Gruß und Waidmannsheil Euer Dreispross
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