Überspringen zu Hauptinhalt

Muffeljäger

Das Europäische Mufflon (Jägersprache Muffel, Muffelwild) ist eigentlich auf Korsika und Sardinien heimisch. Seit circa 200 Jahren findet man das Muffelwild durch Ansiedlungen auch im übrigen Europa. Angepasst an einen Gebirgslebensraum flüchtet es bei Gefahr hangaufwärts, wenn es eine Gefahr für sich ausmacht.  Und ihr Sehvermögen ist hervorragend ausgeprägt. So fühlt sich das Muffelwild auch im Thüringischen Schiefergebirge wohl. Harter Untergrund für gesunde Schalen und genug Steilhänge, wo auch der Wolf nicht folgen kann. So ist diese  Gegend entgegen dem bundesweiten Trend des Populationsrückganges für ihre hohe Muffelpopulation bekannt.

Muffelwidderjagd in Thüringen
Muffelwidderjagd in Thüringen

Trotzdem bleibt die Muffeljagd anspruchsvoll. Nur 8000 Muffel werden jährlich in Deutschland gestreckt. Auf 1000 Meter soll ein Muffel einen Menschen optisch wahrnehmen (Piegert et al., S. 13). Auch sind sie immer in Bewegung. Genau so war es am Jagdabend, als ich meinen ersten Widder streckte.

Es ist Mitte März 2018. Es gab wieder Schnee und Jagdfreund Eike und ich jagten in einem Revier von NaturaWild-Jagdreisen im Thüringer Schiefergebirge. Eine ganze Woche planten wir für die Widderjagd ein, aber bereits am ersten Jagdtag hatten wir alles erreicht, was wir uns jagdlich erträumt hatten.

Früh setzte ich mich auf eine Waldkanzel. Von einem Waldweg musste ich wenige Meter in einem  Steilhang gehen, um in einer neuen Kanzel, die noch nicht viele Jagden erlebt haben dürfte, Platz zu nehmen. Ausgerüstet mit dem Bergstutzen  Merkel B4 und einer 42iger Zieloptik von Leupold war das mögliche Zeitfenster für eine erfolgreiche Jagd begrenzt. Die Märztage sind noch kurz und im Wald schwindet schnell das Büchsenlicht.

Muffelwidderjagd in Thüringen
Muffelwidderjagd in Thüringen

Dann jedoch bereits um halb sechs Uhr abends wechselte ein Kleinrudel Mufflons zu einem Gegenhang. Blitzschnell ging ich  mit dem Merkel Bergstutzen B4 in den Anschlag. Fest in der Kanzelecke angelehnt, suchte ich eine passende Lücke im Stangenholz, wo das Rudel ziehen würde. Als ich sie fand, hoffte ich dann, dass der ausgemachte Muffelwidder in der Lücke stehenblieb und so ein ausreichend Schussfeld bot. Wenige Sekunden bot er mir dann genau diese Möglichkeit, um den feinen Leuchtpunkt des Absehens auf dem Blatt zu platzieren. Ich krümmte den rechten Zeigefinger, der Schuss brach und in 90 Metern Entfernung brach der Widder augenblicklich im Hang zusammen und rutschte den Hang herab. Die anschließende Bergung war gefährlich und anstrengend. Aber macht es das nicht aus? Die Jagd als Erlebnis?! Für mich ja!

ECM_4625

ECM_4742
Muffelwidderjagd in Thüringen




Und oben auf dem Berggrat, als ich beim Muffel saß, war es ganz still. Und die untergehende Sonne sorgte für ein Farbenspiel; eben für einen dieser „magischen Momente“ bei der Jagd, auf deren Suche ich bin.

Nach dem anstrengenden Bergen und Versorgen fuhren Jagdfreund Eike und ich zu einer weiteren Stelle im Revier, um den vom Jagdaufseher beschriebenen Jagdplatz für den folgenden Morgen aufzuklären.

Wie aus dem Nichts standen dann fünf Stück Muffelwild keine 120 Schritt neben dem Auto und scharrten auf dem schneebedeckten Wintergerstenfeld nach Nahrung.

Eike´s Jagdfähigkeiten und eine große Portion Jagdglück brachte dann die zweite Beute an diesem Jagdabend. Eike schaffte es die Merkel RX.Helix rechtzeitig zu laden, den Pirschstock neben das Auto aufzustellen und dann einen Jährlingswidder auszusuchen. Mir blieb nur die Möglichkeit abzuwarten und die Jagd zu beobachten.

ECM_4793

Mir gefällt dieser Platz in der zweiten Reihe. Dieser Blick auf das schneebedeckte Plateau, dass von der untergehenden, feuerroten Abendsonne in einer Farbe beleuchtet wird, die ich nicht in Worten beschreiben kann. Und in Mitten dieser traumhaften Szenerie waren die Muffelwidder. Erst als der Schuss brach, löste sich mein gemischtes Gefühl von Anspannung und verträumter Bewunderung für diese grandiosen Bilder der Natur auf.

Nachdem der Schuss brach, ging die Corona ab und vom gefundenen Anschuss aus folgten wir der Fluchtfährte und den roten Zeichen durch den knöcheltiefem Schnee.

Eike, der sonst die kühle Emotionalität eines Skandinaviers zeigt, kniete dann neben seinem Jährlingswidder und die Freude über sein Jagdglück war ihm anzusehen. Lange strahlte sein Lächeln über beide Wangen.

Grund genug hat er dafür, gehört er doch jetzt auch zum kleinen Kreis der erfolgreichen Muffelwidderjäger.

Gruß und Waidmannsheil Euer Dreispross

Hier geht es übrigens zum Film über dieses besondere Erlebnis




 

 

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen