reispross besucht wieder den Jagdfux in der Rhön. Neue Technik ansehen und natürlich auf Sauen…
Hallo Jagd- und Naturfreunde,
ich möchte Euch meine Jagdwaffe vorstellen, die mir immer die besonderen Jagdmomente bringt.
Grundsätzlich ist eine Waffe für mich im jagdlichen Betrieb ein Werkzeug. Dabei sind ästhetische Gesichtspunkte für mich nachrangig. Ein Waffe sollte einfach, sicher zu bedienen und treffgenau sein. Das ist nicht verhandelbar.
Für meine erste Schwedenreise im Jahr 2016 hat mir Merkel Jagd- und Sportwaffen auf Wunsch eine kombinierte Waffen zur Verfügung gestellt. Dabei habe ich mich für den Bergstutzen B4 im Kaliber 30.06 und .222 Rem. entschieden. In Schweden wollte ich Elch und Auerhahn jagen. Ein Dilemma, denn für die große Hirschart braucht es große Kaliber und den Rauhfusshahn sollte man eben damit nicht beschießen. Also muss man zwei Waffen oder einen Bergstutzen verwenden.
Auch wurde eine anstrengende Jagd mit den Elchhunden angekündigt. Eine leichte Ausrüstung sollte ich mitbringen. Also passte hier natürlich der leichte, führige B4-Bergstutzen. Letztlich klappte es nur mit dem Elch, aber die Vollmantelgeschosse im Kaliber .222 Rem. werden ja nicht schlecht. Übrigens verwendete ich im kleineren Lauf des Bergstutzens für den jagdlichen, deutschen Jagdalltag ein Komplettzerlegungsgeschoss, das Hornady NTX.
Ein Bergstutzen ist eine Bockbüchse mit zwei Kugelläufen in unterschiedlichen Kalibern. Woher die Bezeichnung stammt, leitet sich zum einen von den Eigenschaften „leicht, führig und kurz“ ab. Ein Stutzen ist eine gekürzte (gestutzte) Version eines längeren Gewehres. Uns so ist dieser Waffentyp gerade bei der anstrengenden Bergjagd beliebt. Ein Bergjäger wählt dabei meist eine Kalibergruppe für leichtes Hochwild (Gams) und ein Kaliber für Kleinwild (Murmel). Bergstutzen sind aber nicht nur bei Bergjägern zu finden, so müsste es eigentlich Berg-Tal-Stutzen heißen.
Der System des B4 ist aus einem Aluminiumblock maschinell gefräst. Die Seitenplatten auf den System können mit Gravur oder wie in meiner Ausführung Black in Schwarz geliefert werden.
Die beiden Läufe liegen übereinander, wobei der Lauf mit dem größeren Ladedruck wie eigentlich immer unten liegt. Der untere Lauf liegt frei und wird über zwei Schrauben in Höhe des Vorderschaftes justiert. Ich habe das Einschießen immer durch die Fachleute bei Merkel durchführen lassen. Es kann allerdings auch keine Hexerei sein. Nur es wird länger dauern und man wird u.U. mehr Patronen verschießen müssen.
Der Bergstutzen hat bei den Ausführungen Suhl und Black einen goldfarbenen, titannitrierten Doppelabzug. Nitrieren ist das Härten einer Oberfläche für mehr Festigkeit und zum Schutz vor Korrosion. Der vordere Feinabzug betätigt den unteren, großen Kaliberlauf und der Hintere den oberen, kleinen Lauf.
Weiter ist ein Einschloss-System verbaut. Das ist ein Plus an Sicherheit, bedeutet allerdings auch, dass nach dem ersten Schuss die Waffe über den Handspannschieber ent- und neu gespannt werden muss.
Auch entspannt sich die Waffen beim Öffnen automatisch, was ein weiteres Plus an Sicherheit ist. Der hochstabile, goldfarbene Verschluss (Jäger-Kippblock) ist herausnehmbar. So lässt es sich noch einfacher reinigen. Der Kippblockverschluss kann einfach in der Hosentasche mitgenommen werden. Das zurückgelassene Gewehr ist dann nicht mehr schussbereit.
Der B4 hat vorbereitete Einfräsungen für die Suhler Aufkippmontage. Mit ihr ist eine klassische, niedrige Montage von Zieloptiken mit und ohne Schiene möglich. Alle von mir geführten Zieloptiken wurden damit montiert. Dabei wirkte das leistungsfähige Swarovski Z8i leicht übermaßig für diese zierliche Waffe. Derzeit ist das 42iger VX6HD von Leupold montiert, was ein gelungeneres Gesamtbild abgibt.
Eine Jagdwaffe ist nicht nur zum optischen Bewundern da, sondern sie soll im Gebrauchsfall funktionieren. Das bewies der B4 in den besten Jagdmomenten, die ich erleben durfte.
Dabei waren durchaus anspruchsvolle Jagden dabei, wo es schnell gehen musste. Der erste Schuss ist immer der Wichtigste. Und mit der Gewissheit, dass kein 10 Schuss-Magazin eingebaut ist, zwingt man sich automatisch zu einem Plus an Konzentration.
Da war die Elchkuh, die keine 30 Meter vor uns im Schwedenwald urplötzlich auftauchte. Leise spannte ich den Stutzen und krümmte im Knieanschlag den Abzug ab. Elche sind schusshart und so lief sie weiter und zwar direkt auf uns zu. Ich schoss mit der zweiten, kleinen Kugel nach. Bis ich nachgeladen hatte, half der Jagdführer mit einem Schuss aus seinem Repetierer aus. Sicher ein Nachteil des Bergstutzens, wenn es auf Nahdistanz so rasend schnell geht.
Dabei sind Dubletten durchaus möglich und gerade bei der Damwildjagd hat dies nicht nur einmal hervorragend mit dem B4 funktioniert.
Mit der kleinen Kugel konnte ich meinen ersten Sumpfbiber erlegen und das erste Wild mit dem B4 war ein erpirschter Jungfuchs auf einer frisch gemähten Wiese.
Später in Thüringen streckte ich mit dem Bergstutzen meinen ersten Muffelwidder. Ein schwieriger Schuss in den Gegenhang auf ein ziehendes Rudel. Schnell ist war ich in der engen Kanzel mit dem handlichen Bergstutzen im Anschlag und mit höchster Präzision trat die Kugel auf dem Blatt ein. Solche Momente bringen ein absolutes Vertrauen in ein Werkzeug.
Dabei bringt mein Bergstutzen mir auch noch regelmäßig Jagdglück auf Sauen. Gerade erst kürzlich bei bestem Licht während der Blattjagd. Und mit jedem solcher magischen Momente steigt die Verbundenheit. Ich mag meinen Bergstutzen und möchte ihn so schnell nicht wieder hergeben.
Kombinierte Waffen sind nie günstig zu haben und mit dem Grad der Handarbeit steigt auch noch der Preis. Der Preis von fast 5000 € für einen B4, liegt dabei im Soll. Es ist eine Waffe fürs Jägerleben und sicher auch darüber hinaus.
Dabei sollte man sich die Kaliberwahl für den jeweiligen Jagdzweck genau überlegen. Hier hat man dann die Qual der Wahl. Die Auswahl wird dann noch größer, wenn der von Merkel angebotene Wechsellauf den B4 zu einer Bockbüchsflinte macht.
Die Pflege sollte bei solch einer Schönheit nicht zu kurz kommen. Regelmäßige Reinigung und eine gewisse Vorsicht mit dem Holzschaft sind notwendig. Der tiefe Kratzer im Schaft, den ein schwedischer Fels hinterließ, polierten die Merkelianer spurlos weg.
Der Besitzer eines Merkel B4 führt ein kompaktes Gewehr, das zwei präzise Kugelläufe unterschiedlicher Kaliber in einer Waffe vereint. So ist man für viele jagdliche Situationen gut gerüstet. Dabei macht die führige, leichte Waffe eine edlen, hochwertigen Eindruck. Und letztlich hilft mein Bergstutzen zumindest mir maßgeblich bei der Jagd auf die besonderen magischen Momente.
In diesem Sinne
Gruß und Waidmannsheil
Euer Dreispross
Bewegte Bilder von meinem Bergstutzen seht Ihr hier in meiner Videovorstellung
Technische Details
System: Bergstutzen / Einschloss-System mit herausnehmbaren Jäger-Kippblock-Verschluss und separater Handspannung / Sicherheitsautomatik – beim Öffnen automatisch entspannt; Waffe zerlegbar für den einfachen Transport
Kaliber: Kleine Kugel: .222 Rem. / .223 Rem. / 5,6x52R
Große Kugel: 7x57R / 7x65R / .308 Win. / .30-06 Spring. / .30R Blaser / 8x57IRS / 9,3x74R
weitere Kaliber sind auf Anfrage erhältlich
Abzug: Doppel-Feinabzug / titannitriert (nur bei Ausführung Black und Suhl)
Länge: Gesamtlänge 97 cm (bei Lauflänge 55 cm)
Lauf: freiliegender unterer Kugellauf / mit Drückjagdvisierung
Optional: Wechselläufe
Schaft: Schweinsrücken / Bayerische Backe / Gummischaftkappe
Optional: Linksschäftung / Maßschäftungen / gravierte Pistolengriffkäppchen
Holzklassen: ab 4
Gravuren: schwarzer Systemkasten bei Ausführung „Black“ / Jagd / Jena / Weimar / Erfurt / Suhl
Montagen: vorbereitet für Suhler Aufkippmontage / Optional: Dentler-Montagen
Preis: ab 4800 € (Quelle: Frankonia.de)
Wer meinen Bergstutzen Merkel B4 in Aktion (Widder-, Rothirsch- und Elchjagd) sehen möchte, schaut sich diese Videos an …
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