reispross besucht wieder den Jagdfux in der Rhön. Neue Technik ansehen und natürlich auf Sauen…
Gerade sind wir in London gelandet und uns erwarten Daniel und Owen Beardsmore. Die beiden Engländer sind Vater und Sohn. Owen ist Jagdführer und Outfitter. Er steht hinter dem Namen CervusUK. Daniel ist ebenfalls Jäger und ein begnadeter Fotograf. Ich hatte die Beiden auf einer gemeinsamen Rothirschjagd in Thüringen kennengelernt. Schnell hatten wir uns für eine gemeinsame Jagd auf ganz besondere Hirsche in den Wälder und Parks Englands verabredet.
Chinesiche Muntjaks – im 19.Jahrhundert aus einem Gehege geflüchtet, haben sie sich in den Wäldern und parkähnlichen Landschaften erfolgreich vermehrt. Die „Invasion“ dieser häufigsten Hirschart in England führt bei den teils sehr hohen Populationsdichten zu Schäden in der Wald- und Landwirtschaft.
Direkt vom Flughafen geht es ins Jagdrevier. Dort helfen wir zunächst beim Aufbau einiger Ansitzleitern. Das unterscheidet die Jäger auf der ganzen Welt nicht. Vor einer erfolgreichen Jagd ist eine gute Vorbereitung notwendig. Nur das Kirrgut ist hier anders. Wheat & Beans locken die Miniaturhirsche an die kleinen Futterplätzen.
Nach dem Aufstellen der letzten Leiter kommt das obligatorische Probesitze und das Prüfen der Höhe der Gewehrauflage. Ich lasse kurz den Blick schweifen.
Es wird Frühling. Die ersten zarten Triebe der blauen Glockenblumen (blue bells) sind zu sehen und werden in ein paar Wochen den Wald zu einem blauen Farbenmeer verwandeln. Überall rufen Fasanenhähne und die Grauhörnchen hüpfen wir Hochseilartisten vom Ast zu Ast.
Kurz stärken wir uns auch mit mitgebrachten Gastgeschenken. Mufflon- und Hirschsalami gab es.
Es wird Zeit zum ersten Pirschgang. Owen vorweg mit dem Pirschstock und ich folge ihm mit dem mir vertrauten Repetierer. Die Engländer führen ebenfalls die RX.Helix.
Eine vertraute Waffe ist ein Garant für den Erfolg, gerade wenn es schnell gehen muss. Nach kurzer Pirsch entdecken wir keine 30 Schritt entfernt einen Muntjakhirsch. Ich gehe in den Anschlag und warte auf die Freigabe von Owen. Er glast ab und gibt ihn frei. Gerade noch rechtzeitig verlässt die Kugel den Lauf und trifft den Hirsch aufs Blatt.
Und wenn es vorher zu schnell ging, muss man sich anschließend noch mehr Zeit nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.
Lange erklärte mir Owen am Hirsch dessen Besonderheiten. Die verlängerten Eckzähne im Oberkiefer, die bei Revierkämpfen den einen oder anderen Hirsch nicht nur ein Schlitzohr verpassen. Das kleine Geweih, dass in jedem Frühjahr abgeworfen wird und schließlich die vier Stirnfaltendrüsen, die bei Bedarf ein Sekret zum Markieren absondern.
Vielleicht 50 Zentimeter Widerristhöhe und ein Gewicht von 14 Kilogramm hat der achtjährige Hirsch. A old buck and too big for you my friend, sagt Owen und lacht.
Mein erster Muntjakhirsch bekommt seinen letzten Bissen und dann wird es Zeit zum Aufbruch. Nach kurzer Autofahrt erreichen wir “ The White Hart“. Ein gemütliches Hotel im Norden von London. Gleich spürt man dieses englische Flair und die englische Gelassenheit. Beides stellt sich spätestens nach dem ersten Pint Beer und eigenartigen Startern wie sprottengroßen, fritierten Fischen ein. Doch es gilt schnell ins Bett zu gehen. Früh klingelt der Wecker. Wir wollen Chinesische Wasserrehe sehen und Jagdfreund Eike möchte es ebenfalls auf einen Muntjak versuchen.
Bei den anschließenden Stunden in einem fantastischen Revier gab es Momente, die ich nie vergessen werde. Tausende Fasane, die beim Sonnenaufgang eine Geräuschkulisse verursachten, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Nur gelegentlich flog hoch und weit entfernt ein Flugzeug. Davor und danach hörte man nur den Sound of the nature.
Owen zeigt mir die zahlreichen Fährten von hier ebenfalls zahlreich vorkommenden Damwild und das kleine kitzgroße, herzförmige Fährtenbild der Muntjaks.
Es gelingen tolle Aufnahmen der Chinese Water Deers, die wie Plüschrehe mit Drakulazähnen aussehen. Bei der Abendpirsch erlegt dann mein Freund Eike im letzten Büchsenlicht seinen kleinen Hirsch.
Vor der Abreise am nächsten Morgen genießen wir das beste British Breakfast, das ich je gegessen habe. Um dann schnell Eike´s Hirsch transportfähig zu zerwirken. Schließlich wollen wir das gelobte Wildbret selbst zu Hause probiere.
Also war wohl wieder alles dabei…ein Jagderlebnis in einem anderen Land, ein Abenteuer, magische Momente und im Proviantvorrat genug Muntjakfleisch, Made in England.
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