reispross besucht wieder den Jagdfux in der Rhön. Neue Technik ansehen und natürlich auf Sauen…
Tiermassaker, Kitzrettung 2.0 oder es ist des Jägers Ehrenschild
Waidmannsheil
Das ist des Jägers Ehrenschild,
Daß er beschützt und hegt sein Wild,
Waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt!
Das Kriegsgeschoß der Haß regiert, –
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?
Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild, –
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!
(Oskar v. Riesenthal)
Früher grasten die Milchkühe auf den Weiden und wurden nur zum Melken in den Stall geholt. Heute stehen sie ganzjährig im Stall und das „Weidefutter“ wird in den Stall gekarrt. So müssen die Wiesen in einigen Teilen Deutschlands fünf Mal im Jahr gemäht werden. Dabei starten die Landwirte bereits Mitte Mai. Genau in der Brut- und Setzzeit! Früher fand die erste Wiesenmahd frühestens im Juni statt.
Die gemeinsamen Bemühungen von Landwirten, Jägern und Nichtjägern sind beispielhaft, aber scheitern oft an den kurzen Meldefristen, an der notwendigen Personenzahl und geeigneten Jagdhunden zum detaillierten Absuchen von Wiesen. Wir können durch solche Aktionen nicht jedes Jungtier retten, aber ohne Vergrämung und Absuche wird das Jungwild ausgemäht und stirbt einen teils qualvollen Tod. Das hier der Gesetzgeber noch nicht reagiert hat z.B. mit einem Mähverbot, kann ich nicht nachvollziehen. Hier werden von wenig emphatischen Beteiligten reihenweise Straftaten im Sinne des Tierschutzgesetzes begangen.
Nun hat mich vor einiger Zeit Olaf Weddern angeschrieben und gefragt, ob ich sein Team nicht mal bei einer Kitzsuche 2.0, also mit einer Wärmebilddrohne begleiten möchte.
Stolze 11.500 € kostet das verwendete Equipment (DJI 4 Phantom Professionell mit der Wärmebildkamera Flir VUE 640 13 mm, Ersatzakkus, Tablett, Drohnenführerschein und angepasste Software), dass Sebastian Grieser, Hinnerk Bellmann und Olaf Weddern zunächst aus eigener Tasche bezahlt haben.
Die auch bei uns meist unter Zeitdruck stehenden Landwirte/ Lohnunternehmer kündigten im Revier für den Folgetag die Mahd von fünf Wiesen an. Zu wenig Zeit, um eine Suchtruppe zusammen zu stellen. Ich fragte spontan Olaf, ob sein Angebot noch steht und er sagte für den nächsten Morgen zu. Gerade in den Morgenstunden ist es noch kühl und der Erdboden ist noch nicht so erwärmt. Das würde die Suche erleichtern. Der Revierpächter stellte trotzdem am Vorabend in Absprache mit dem Drohnenteam „Rehscheuchen“ auf.
Pünktlich um 5 Uhr ging es dann los. Und nach gerade einmal 10 Sekunden Flugzeit wurde der erste auffällige Wärmepunkt angezeigt. Der Helfer Hinnerk, der per Funk eingewiesen wird, findet ein Kitz, das jedoch schon groß genug ist und in den angrenzenden Wald flüchtet. Wenige Minuten später steht die Drohne, die das Gebiet in einem vorgegebenen Raster abfliegt, über einen weiteren Punkt, der deutlich mehr Wärme abstrahlt. Und tatsächlich liegt dort unweit der aufgestellten „Rehscheuche“ ein Bockkitz. Es wird von den Helfer vorsichtig, mit Handschuhen und reichlich Gras geborgen und in einer Kiste an den Wiesenrand abgestellt. Nach der Mahd wird es aus der Kiste genommen und abgelegt, so dass die Ricke/ Rehgeiß es wieder findet.
Pünktlich nachdem die Drohne, übrigens in Bestzeit, die Wiese überprüft hat, kommt der Schlepper mit dem Mähwerk und beginnt mit dem Wiesenkahlschlag. Er hilft dabei dem übrigen Jungwild, indem er von innen nach außen mäht. Für die Gelege bringt es nichts. Auch wenn man die Gelege finden und von der Mahd auslassen würde, kämen danach die schlauen Rabenvögel und das übrige Raubwild und plündern gezielt in den gut sichbaren Arealen.
Dann stoppt einsetzender Regen den Drohnenflug, denn die teuere Technik ist nicht gegen Wasser geschützt. Die Drohnencrew ruft kurzer Hand zum Suchen in bewährter Manier auf und so geht die Corona in Reih und Glied durch die nächsten zwei Wiesen.
Als der Regen kurz nachlässt, geht es sofort mit der Drohne weiter und tatsächlich nach kurzer Zeit läuft Hinnerk unter Anleitung von Olaf zu einem gemeldeten Kitz. Ein Rickenkitz, dass auch vom Mähwerk erfasst worden wäre. Es lag auch unweit einer Rehscheuche. Strahlende Gesichter, als wir alle Wiesen kontrolliert hatten. Ein gutes Gefühl bleibt, aber eben auch das Wissen, dass die bisher 5 Drohnenteams in Schleswig-Holstein nicht alle Wiesen in der kurzen Mähperiode überprüfen können.
Das Ganze sollte Schule machen und regional zur Nachahmung führen. Olaf, Sebastian und Hinnerk haben einen Verein gegründet. Die Mustersatzung dafür lieferte der Landesjagdverband S.H. Damit erhält der Verein auch die Möglichkeit für potentielle Spenden eine Bescheinigung auszuhändigen. Und diese großzügigen Spender braucht man, um diese Technik und den Betrieb finanzieren zu können.
Dabei sind außerhalb der Mahdzeiten auch weitere Anwendungsgebiete denkbar.
In einem Kommentar unter einem Bild von einem gefunden Kitz auf Olaf Facebook-Account las ich, „Ihr seid Helden.“. Das schrieb eine junge Frau. Ja, Olaf, Hinnerk und Sebastian das seid Ihr und jeder, der so die Natur schützt und Leben erhält, ist es auch.
Wenn man effektiv, spontan und in kurzer Zeit viel erreichen möchte, dann geht kein Weg an dieser Technik vorbei. Ich wünsche mir dafür auch das finanzielle Engagement der Windmühler und Landwirte, den eigentlich wären sie als Garanten für die Mahd auch für die Absuche verantwortlich. Tatsächlich gibt es aber wohl schon jetzt eine große Bereitschaft für eine finanzielle Beteiligung.
Das Thema wird in der Öffentlichkeit immer präsenter und so dürfen sich „Schwarze Schafe“ zukünftig nicht wundern, wenn nach Anzeigen die teuren Strafbefehle in den heimischen Briefkasten flattern.
Und anstatt eines zustimmenden Nickens auch von einem langjährig verantwortlichen Landespolitiker der Grünen, Robert Habeck, wünsche ich mir von den politisch Verantwortlichen Taten.
Erinnert Euch … früher grasten die Milchkühe auf den Weiden und wurden nur zum Melken in den Stall geholt und die Kiebitze, Fasane, Rebhühner und Hasen kamen zahlreicher vor.
In diesem Sinne. Vielen Dank allen Beteiligten für Ihren Einsatz
Gruß und Waidmannsheil
Euer Dreispross
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare